Sind materielle Wünsche wirklich schlecht? - Fotografie: Jonathan Borba/ pexels |
Ein Artikel taucht gerade täglich in meinem News-Feed auf und als ich ihn über meine Freundin noch einmal per Messenger bekam, wurde mir klar, dass ich gern etwas dazu schreiben möchte.
„Glückliche Kinder brauchen keine materiellen Geschenke“ heißt es da.
Das sitzt. Diese Überschrift hat mich mehrfach davon abgehalten auf Lesen zu klicken. Besser kann man Eltern in der Vorweihnachtzeit kaum ein schlechtes Gewissen machen. Ich habe wohl auch keine glücklichen Kinder. Beziehungsweise genauer formuliert - da sich 1,5jährige in der Regel noch nichts aktiv wünschen - ich habe mindestens ein unglückliches Kind zu Hause.
Aber ist das so? Ich verstehe was Gerald Hüter damit sagen
will und ich stimme ihm vollkommen zu, dass Kinder, deren Bedürfnisse –
unabhängig von Geburtstagen, Weihnachten und anderen großen Events – gestillt und
bedingungslos geliebt sind, nicht existenziell abhängig sind von der Erfüllung
materieller Wünsche. Denn sie fühlen sich auch ohne diese jeden Tag geliebt und unterstützt.
Dürfen sich Kinder deswegen nichts wünschen? Doch und das
sagt auch Gerald Hüter im Laufe des Interviews: „Wir sollten Kindern schenken,
was sie sich wirklich wünschen und was sie wirklich brauchen“ Hüter meint damit
vor allem Erinnerung, gemeinsame Zeit und Wissensweitergabe (z.B. ein Feuer
machen). Ich atme innerlich etwas auf und stimme zu, dass gemeinsame Erlebnisse, wunderbare Erinnerungen und Kraftquellen für unsere Kinder sein können.
Dennoch sehe ich, wenn die Basis stimmt,
materielle Geschenke für nichts „Schlimmes“ an. Zum einen ist das Schenken ein Teil
unserer Kultur und zum anderen gibt es viele Menschen deren Liebessprache es
ist, Dinge zu schenken, zu verschenken, Aufmerksamkeiten zu geben und auch zu
bekommen. Diese verschiedenen Liebessprachen haben auch unsere Kinder und
sollten nicht ignoriert werden.
Außerdem können aus materiellen Geschenken wiederum
wunderbare Erinnerungen entstehen: gemeinsames Bauen, das Lesen faszinierender
Bücher (Lesen ist für mich eine wahnsinnig wichtige Erinnerung – ich habe viel
gelesen und es immer mit dem Gefühl der Geborgenheit im warmen Bett verbunden)
und auch Interessen und Hobbys können aus Geschenken hervorgehen.
Sollten wir als Eltern merken, dass wünschen, Geschenke
bekommen oder insbesondere ein Wunsch gehäuft und hartnäckig auftritt, ist es
natürlich wichtig zu beobachten, zu überlegen und zu hinterfragen, warum dies
so ist und das Kind darin zu begleiten.
Mit Fragen: Worauf freust du dich an Weihnachten am meisten?
Was willst du mit xy machen?
Was denkst du, was dann anders ist, wenn du xy hast? Können wir
mit Kindern wunderbar ins Gespräch über Weihnachten, Schenken und spezielle
Wünsche kommen.
Ich denke, insofern wir nicht dem extremen Konsumverhalten
(gut anschaubar in einschlägigen Kinder-Youtube-Kanälen) folgen und uns daran
messen, können materielle Geschenke etwas wunderbares sein.
Ich wünsche euch eine wundervolle letzte Woche bis Weihnachten!
Eure Anne.
Wenn euch der Artikel gefallen hat, freue ich mich über Teilen und Liken!
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