Fotografie: freestocks/ pexels |
In meiner Schwangerschaft habe ich begeistert und ganz fleißig jede Woche Schwangerschaftsyoga gemacht und gemerkt, welchen Unterschied es machte, wenn ich zum Yoga ging. Diese Erfahrung möchte ich gern mit euch teilen und so kam ich auf die Idee mit Anja, meiner Yoga-Lehrerin, ein Interview zu führen.
Liebe Anja,
ich freue mich wahnsinnig, dass du ohne zu Zögern gleich „Ja“ zu
meiner Interviewidee gesagt hast. Zwischen der 15. und 31. Schwangerschaftswoche ging ich wöchentlich zum Schwangerschaftsyoga bei dir und es hat mir viel mehr geholfen als ich
erwartet habe – besonders zu Beginn in meiner Zeit mit starker
Schwangerschaftsübelkeit (Hyperemesis gravidarum). Ich bin fasziniert und
kam daher auf die Idee das Thema als Experteninterview hier im Blog mal
vorzustellen :)
Als Einstieg wäre es schön, wenn du dich etwas vorstellst. Auf
deiner Webseite habe ich gelesen, dass du Architektin bist – wie wird eine
Architektin Yogalehrerin?
Mein Name ist Anja Wiedemann. Ich bin
seit 2014 Yogalehrerin, von Anfang an mit dem Schwerpunkt Yoga für Frauen vor und nach der Geburt. Eigentlich bin ich
Architektin, doch meine eigene Yogapraxis hat mich sehr neugierig gemacht und
ich wollte mehr über den Weg des Yoga und die Hintergründe wissen. Während der
Yogalehrerausbildung bin ich mit meinem dritten Kind schwanger geworden und so
hat sich alles wie von selbst ergeben. Mittlerweile arbeite ich mit viele
Freude hauptberuflich als Yogalehrerin in Dresden.
Welche Qualifikationen berechtigen dich zur Yogalehrerin? Was
bedeutet Yogalehrerin BDY?
Yogalehrer/in ist in Deutschland keine
geschützte Bezeichnung und kein staatlich anerkannter Beruf. Der BDY, der
Berufsverband der Yogalehrenden, setzt seit vielen Jahren auf eine solide
Ausbildung von Yogalehrern. Ich habe meine Ausbildung zur
Yogalehrerin bei Medita in Dresden absolviert, deren Ausbildungsdauer und
Lehrinhalte vom BDY anerkannt werden. Für meine Spezialisierung habe ich die
Pre- und Postnatal Yogalehrerausbildung bei Patricia Thielemann von Spirit
Yoga, Berlin absolviert.
Du hast dich auf Yoga für Schwangere und Yoga
nach der Geburt spezialisiert. Warum gerade dieser Schwerpunkt?
Ich glaube, mein
drittes Kind, welches während meiner Yogalehrerausbildung geboren wurde, hat
mir das Thema geschenkt und ich habe gemerkt, dass ich viel Empathie für Frauen
in diesen besonderen Umständen in mir trage.
Welche gesundheitlichen Vorteile siehst du im
Schwangerenyoga?
Den Erfahrungen nach,
die die Frauen in den Kursen mitteilen, hilft Yoga in dieser oft besonderen und
auch fordernden Zeit, zu entspannen. Die sanft ausgeführten Asanas -
Yogahaltungen synchronisieren Atem und Bewegung, es entsteht ein ruhiges,
bewusstes Üben und ganz wichtig und für die Frauen spürbar - der Körper bleibt
in Bewegung, die Muskeln werden gekräftigt. Haltung und Aufrichtung und die
eigene Körperwahrnehmung können sich verbessern.
Mir hat das Yoga, wie schon oben geschrieben,
sehr gegen meine Übelkeit geholfen – zumindest so weit, dass es mir an dem Tag
besser ging… Woran liegt das?
Yoga kann gegen
Übelkeit helfen. Eine mögliche Erklärung ist meiner Meinung nach, dass die
Entspannungs- und Atemübungen das vegetative Nervensystem beruhigen und zudem
die sanften Bewegungen manchmal Spannungen lösen können, so dass auch das
Verdauungssystem davon profitiert, welches in der Zeit der Schwangerschaft sehr
gefordert wird durch die Schwangerschaftshormone und einfach auch durch
Platzmangel.
Im Yogakurs tönten wir jede Woche das A, O, U
und M in Vorbereitung auf die Geburt. Inwiefern kann das Tönen unter der
Geburt helfen? Wie finde ich den „richtigen Ton“ für mich?
Das Tönen im Prenatal
Yoga ist für mich immer wieder ein schöner Teil der Yogastunde. Bei der Geburt
entstehen oft Töne "ganz aus dem Bauch heraus". Im Yoga, ganz unter
Frauen, kann das schon ausprobiert werden. So verliert sich im besten Fall die
Hemmung vor dem Tönen, das Baby wird schon mit Mamas Tönen bekannt gemacht.
Im
geburtsbegleitenden Tönen liegen einige Vorteile: Das Tönen verlängert den
Ausatem, dieser steht dann länger wehenbegleitend zur Verfügung. Das Tönen
"tonisiert" und entspannt über sanftes Schwingen und Vibrieren den
Körper, so dass die Frau während der Kontraktion der Gebärmutter um diese große
Muskelanspannung herum loslassen kann, so kann die Gebärmutter ungehindert
ihren Anteil leisten, das Kind auf den Weg zu bringen. Zudem können Töne
beruhigen und entspannen, das nutzen wir auch, wenn die Kinder dann geboren
sind und wir ihnen ein Schlaflied summen.
Es gibt nicht den einen
"richtigen" Ton. Intuitiv bahnt sich der Ton seine Bahn, der gerade
eben genau richtig ist. Oft spüren wir Frauen während der Schwangerschaft, dass
wir in einer guten Verbindung mit unserer inneren Stimme - unserer Intuition
sind, das kann wunderbar für die Geburt genutzt werden.
Wann ist der perfekte Zeitpunkt, um mit dem
Yoga in der Schwangerschaft zu beginnen?
Prenatal Yoga kann, nach dem anfänglichen
Nestbau ab der 12. Schwangerschaftswoche (SSW) geübt werden. Viele Frauen beginnen um
die 20. SSW herum.
Gibt es irgendwelche Voraussetzungen, damit
eine Schwangere Yoga machen „darf“? Gibt es Kontraindikationen, also körperliche
Voraussetzungen, die das verbieten würden?
Jede gesunde Schwangere
darf Yoga machen. Bei Beschwerden, die über das normale Maß hinausgehen, sollte ein fachlicher Rat eingeholt werden. Wichtig ist es, die Yogalehrerin über
Einschränkungen und Beschwerden zu unterrichten. Einige Krankheitsbilder lassen
keine Yogapraxis zu, andere wie z. B. Schwangerschaftsdiabetes, können durch
Yoga gut begleitet werden.
Darf man Yoga bis zum Geburtstermin
praktizieren oder ist das ab einem gewissen Punkt wehenauslösend? Oder kann es
gar mögliche Komplikationen (wie Beckenendlage) beheben?
Prenatal Yoga kann,
wenn es der Schwangeren gut geht, bis zur Geburt geübt werden. Viele
schwangerschaftsbedingte Beschwerden können dadurch gelindert werden. Bei
starken und krankhaften Beschwerden sollte vor der Yogapraxis die Hebamme oder
die Ärztin/der Arzt konsultiert werden.
Ob Yoga eine
Beckenendlage beeinflussen kann, ist nicht nachweisbar. Es gibt Haltungen im
Vierfüßlerstand und in der "Indischen Brücke" - der Schulterbrücke,
die geübt werden können, um das Kind anzuregen, sich zu bewegen. Alle Atemübungen und mentale Übungen helfen
hier, sich in Ruhe auf dieses Thema einzulassen und einen eigenen Umgang damit
zu finden - bleibe ich entspannt und tue nichts, oder nutze ich entspannt die
Möglichkeiten für eine eventuelle Wendung wie Moxen oder Akupunktur,
Osteopathie oder die äußere Wendung in der Klinik, oder die spontane Geburt in
Beckenendlage.
Dürfen auch Mehrlingsmütter Yoga machen? Was
könnte hier vielleicht sogar der konkrete Vorteil sein?
Immer wieder besuchen
Mehrlings-, meistens Zwillingsmütter die Prenatal Yogakurse. Wenn es der
werdenden Mehrlingsmama den besonderen Umständen entsprechen gut geht, kann sie
wie alle anderen werdenden Mütter von den Yoga- und Atemübungen profitieren -
zur Ruhe kommen und in Bewegung bleiben.
Ab wann kann man mit Baby/s deine Yogakurse
wieder besuchen und warum würdest du das empfehlen?
Mit Postnatal Yoga kann
ab der 9. Woche nach der Geburt gestartet werden. Diese Yogakurse sind über das
erste Jahr und manchmal länger, dann in Kursen ohne Babys, ein guter
Wegbegleiter. Die Frauen, die die Kurse besuchen, finden Bewegung, Kräftigung
und Entspannung in den Yogaübungen, lernen kleine Baby-Yogaübungen und zugleich
freuen sie sich über den Austausch mit den anderen Müttern.
Ich
danke dir für deine Zeit und die interessanten Antworten :)
Hier findet ihr den Link zu Anjas Webseite.
Hier findet ihr den Link zu Anjas Webseite.
Alles
Liebe, Anne von Herzensbande.
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