Während ich hier schreibe, liegen meine beiden Zwillingsjungs, die jetzt 5 Tage alt sind, nach dem Stillen auf meinen Schoß und schlafen ruhig, anscheinend ist das der perfekte Platz zum Schlafen – nur mein Po tut davon immer weh…
Ich bin sehr müde nach mehr oder weniger einer Woche schlafloser Nächte. Die erste war die Nacht vor dem Kaiserschnitt in der ich vor Aufregung kaum mehr als 1,5 h geschlafen habe. Ich hatte stundenlang extremes Sodbrennen und beschwerten Atem durch die Kinder im Bauch und war ständig auf Toilette und mir war vor Aufregung ganz übel. Irgendwie gingen aber auch diese langen zähen Stunden vorbei und mein Vati kam in den frühen Morgenstunden, um uns zu helfen. Er hat dann das Herzmädchen in den Kindergarten gefahren und wir in die Klinik. Mir war immer noch extrem übel, aber ich redete mir gut zu, dass ja alles in spätestens 2 Stunden überstanden sein würde.
Als wir ankamen, gingen wir direkt wie abgesprochen in den Kreißsaaltrakt und wurden – zu meiner Enttäuschung - prompt wegen Überfüllung auf Station geschickt. Mist, am Tag zuvor war alles noch ganz ruhig und nun wollte über Nacht wohl halb Dresden entbinden. Ich sah unsere Chance auf ein Familienzimmer dahinschwinden. Zudem wurde uns gesagt, dass andere unerwartete Kaiserschnitte dazwischengerutscht sind und wir später dran sein werden.
Ich bekam leichte Panik. Ich wusste nicht wie ich mit meinem stark angeschlagenen Kreislauf und der Übelkeit, weil ich seit dem Vorabend nüchtern war, noch eine weitere Stunde durchhalten sollte. Mein Wunsch nach einem Tropf, um nicht abzuklappen wurde von der Schwester erstmal abgelehnt. Als ich nicht mehr konnte, schleppte ich mich auf den Gang und fand die Ärztin vom Vortag, die mir den Tropf sofort brachte. Zum Glück, denn inzwischen sollten wir statt um 8 Uhr um 12 Uhr dran sein – eine weitere Not-OP.
Die Stunden gingen zäh und zermürbend ins Land. Die Schwestern wussten nicht, wann es nun losgehen würde und konnten keine Prognosen abgeben, wenn man nachfragte. Immerhin konnte mein Vati (er ist Medizintechniker) bei einem Kollegen den OP-Plan einsehen und uns so immer mal den aktuellen Planungsstand für unseren Kaiserschnitt mitteilen. 14 Uhr hieß es dann und später nochmal 15:10 Uhr. Dass dies nicht klappte, „erfuhren“ wir eigentlich nur indem wir nicht abgeholt wurden. Meine Aufregung hatte sich inzwischen in Resignation und Gleichgültigkeit verflüchtigt. So hatte ich mir den Geburtstag der Jungs nicht vorgestellt…
Natürlich haben Notfälle Vorrang ohne Frage, aber mir ging es so schlecht und meine Angst kreislaufmäßig spätestens im OP abzuklappen, stieg immer weiter an. Zumindest bekam ich nun regelmäßig einen Tropf.
Ursprünglich dachte ich aber, dass wir bis nachmittags - bis das Herzmädchen ihre Brüder kennenlernen sollte - Zeit hätten alles zu verdauen, uns kennenzulernen, zu kuscheln und uns zu sortieren. Es wurde immer später und Opa holte sie nun ohne die erwartete frohe Botschaft aus dem Kindergarten ab.
Als wir kurz nach 15 Uhr immer noch warteten, griffen wir frustriert und gegen jede Gewohnheit zur Fernbedienung und versuchten so die Zeit weiter totzuschlagen. Kurz nach dreiviertel vier ging es dann plötzlich los und zwar von 0 auf 100. Die Schwestern kamen, nun sollte es losgehen, am besten sofort.
Ich wurde in den Kreißsaalbereich geschoben und plötzlich war sie wieder da: meine unbändige Aufregung und Angst. Ich weinte gleich wieder wie am Tag zuvor bei den Vorbesprechungen zu Narkose und Kaiserschnitt. Das Ungewisse, die Risiken, die Spinalanästhesie, mein Kreißlauf und die Vorstellung Aufgeschnitten-zu-werden machten mir ziemliche Angst und das obwohl ich überhaupt kein aufgeregter oder ängstlicher Typ bin.
Wir waren da und ich lief in den OP hinein. Mein Mann wurde zum Umziehen gebracht. Ich begann extrem zu zittern und mit den Zähnen zu klappern, was ich bis eine Dreiviertelstunde nach OP-Ende auch nicht wieder in den Griff bekam.
Ich sollte mich auf den OP-Tisch setzen, der im Prinzip wie ein grün abgedeckter Frauenarztstuhl aussah und wurde dann die ganze Zeit von einer super lieben Anästhesie-Schwester betreut und auch das restliche Team war sehr unterstützend und angstnehmend dabei, auch wenn ich dennoch weiterhin sehr aufgeregt war.
Nach und nach kam mehr Personal (am Ende 10 Personen) in den OP und bauten Sachen auf oder packten sie aus, es war ein ganz schönes Gewusel. Mittendrin ich und die Anästhesieschwester und der Anästhesist, die mit der Narkose begannen. Erstmal wurde mein Rücken gewaschen – aufgrund des schicken OP-Hemds ja gut zugänglich ;) – und dann untersucht und die Stelle vorbetäubt. Dann wurde die Anästhesie gesetzt, was dadurch gar nicht wehtat. Ganz schnell wurden meine Beine warm und langsam alles taub. Das war ein sehr merkwürdiges Gefühl. Manchmal sprühte mich der Anästhesist an um herauszufinden wo ich noch Kälte spüren konnte. Die ganze Zeit über wurde mein rechter Arm von der Blutdruckmanschette fast zerquetscht.
Dann kamen die Operateure und es konnte losgehen. Ich sollte mich hinlegen, was ich aufgrund der Betäubung und des großen Bauchs kaum noch hinbekam, aber irgendwann lag ich. Dann sollte es schnell losgehen, damit ich durch den Druck des Bauchs nicht erst Kreislaufprobleme bekam. Ich wurde hingelegt, mit Medikamenten versorgt, die Abdeckung hochgezogen und dann durfte mein Mann endlich zu mir, der prompt vor lauter Aufregung fast meine Hand zerdrückte.
Nun sollte es losgehen und ich hatte etwas Angst wie - von den Ärzten angekündigt - zwar keine Schmerzen aber ansonsten sehr viel von den Handgriffen mitzubekommen. Doch das blieb zum Glück fast aus und ich war sehr froh darüber das Vorgehen kaum zu spüren. Plötzlich hieß es dann, dass der erste Zwilling da sei. Es folgte ein Moment der Stille, ich lauschte ein wenig ängstlich auf einen Laut und dann gab es ein befreiendes kleines Meckern – sehr gut! Schon wurde er uns auch gezeigt und ich sah wie aus Angst im Gesicht meines Mannes ein Ausdruck des Wunders wurde - bei mir war es sicherlich ähnlich. Was für ein unbeschreiblich schönes Gefühl, eine Erleichterung, ein Glück: der Erste war gesund auf der Welt. Bis vor einer Minute erschien es mir unvorstellbar, dass wirklich zwei Kinder in meinem Bauch sein sollten, auch wenn dieser aufdringlich präsent und beschwerlich in den letzten Wochen gewesen war.
Nun folgte auch schon Baby zwei, der noch länger still war und meine Anspannung kurz steigerte, dann gab auch er ein leises Knucksen von sich. Auch heute noch Tage später: Nummer Eins regt sich schnell auf (zum Beispiel beim Windeln) und Nummer Zwei nimmt alles gelassener. Auch er wurde uns kurz gezeigt und dann zu den Kinderärzten gebracht. Mein Mann ging gleich hinterher und ich wurde weiter versorgt. Dann kam er mit unserem ersten Zwilling zurück und ich konnte ihn streicheln, küssen und begrüßen. Das war unglaublich schön und Nummer Zwei wurde mir ebenfalls kurz darauf gebracht. Beiden ging es gut, keinerlei Anpassungsprobleme – was für ein Geschenk, es musste also niemand beatmet oder anderes werden :)
Die Anspannung ließ nach und ich versuchte mich langsam zu beruhigen und runterzufahren. Aber mein Körper brauchte noch etwas, um all die Aufregung und Angst abzubauen. Das war aber auch ein spannendes Erlebnis! Wahrscheinlich das Spannendste, was ich je in meinem Leben erlebt habe, so aufgeregt war ich nicht mal beim Paragliding gewesen! Umso mehr genoss ich das gemütliche Kennenlernen im Kreissaal nach einer Nacht ohne Schlaf, ewigem Warten und körperlicher Grenzerfahrung. Ich konnte meine Zwillinge ein erstes Mal im Arm halten, stillen, streicheln, kennenlernen und etwas später waren wir komplett als das Herzmädchen dann auch ihre Brüder kennenlernte.
Was für ein einmaliger Tag mit zwei Wundern am Ende des Tages!
Eure glückliche Dreifach-Mama, Anne :)
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