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Am Donnerstagnachmittag klingelte mein Telefon und meine Klientin
rief an. Ich dachte kurz darüber nach, welche Frage sie wohl haben könnte als
sie mich plötzlich fragte, ob ich denn noch kommen würde. Kommen? Ich schaute
auf die Uhr, es war fünf Minuten nach 16 Uhr und da dämmerte es mir: meine
Klienten saßen bereit für unser letztes Beratungsgespräch am Tisch, nur ich war
noch zu Hause. Oh je, wie war es möglich, dass ich seit Tagen mit keinem
Gedanken daran gedacht hatte?
Irgendwie passiert es mir jetzt immer öfter, dass die Welt
da „draußen“, die Welt außerhalb von Schwangerschaft und Familie verblasst.
Meine Reaktionsgeschwindigkeit für Nachrichten, Posts oder berufliche
Erledigungen ist wahnsinnig langsam. Ich merke, dass mein Fokus vollkommen auf „Ausbrüten“
und Vorbereiten gelegt ist. Mir geht es inzwischen in Bezug auf die Übelkeit
richtig gut. Seit letzter Woche (jetzt bin ich in der 21. Schwangerschaftswoche) ist auch das letzte Überbleibsel davon fast vollkommen verschwunden. Das
ist wunderbar und befreiend.
Auf der anderen Seite bedeutet das aber auch, dass
mindestens die Hälfte meiner Zwillingsschwangerschaft vorbei ist und ich fast 3
Monate lang wenig geschafft habe bzw. auch sehr viel liegen geblieben ist (Wäsche,
Bürokratie, Arbeit, Babyvorbereitungen). Ich bin dabei vieles abzuarbeiten und
komme Stück für Stück voran, bin aber auch nicht so leistungsfähig wie ohne
meine Murmel. Schon allein der tägliche Mittagsschlaf nimmt mir viel
Arbeitszeit und die Viren aus dem Kindergarten werden jetzt auch regelmäßig
nach Hause getragen, so dass das Herzmädchen immer wieder zu Hause ist oder
auch ich durch Erkältung weniger schaffe. Außerdem ist so ein Vormittag
verdammt schnell rum, wenn man sein Kind nach dem Mittagsessen schon abholen
mag ;)
Also heißt es Prioritäten setzen, Prioritäten setzen, vor
allem weil mir schon noch unklar ist, wie lange ich mit der wachsenden Murmel
meine to-do-Listen abarbeiten und wann die Mäuse in meinem Bauch überhaupt auf
die Welt kommen wollen. Ich hoffe sehr, dass sie sich mindestens bis Anfang nächsten
Jahres Zeit lassen, aber anders als in meiner ersten Schwangerschaft habe ich
kein Gefühl dafür und fühle mich ängstlicher in Bezug auf die vermehrten
Komplikationsmöglichkeiten.
Anders als erwartet bestimmen also Familie, Haushalt und Nestbau meinen Alltag. Ich plane die nächsten Schritte für nötige Umräumungen und
Anschaffungen, sortiere aus, putze die Schränke und versuche Stück für Stück
alles zu Optimieren, Platz zu schaffen und zu ordnen. Dabei wollte ich doch
eigentlich ganz viel bloggen, arbeiten und Zeit für mich haben, wenn die
Kindergartenzeit startet.
Und wer ist schuld? Die Hormone! HCG, Östrogen, Progesteron,
FSH und wie sie alle heißen haben mich gut im Griff. Die Schwangerschaft ist
das Wichtigste und somit dass es mir gut geht und alles für die Zeit danach gut
vorbereitet ist. Zudem habe ich hier gelesen, dass sich sogar das Gehirn von
Schwangeren so speziell umbildet, dass Forscher anhand von Hirnscans erkennen
konnten, ob Frauen Kinder hatten oder nicht und zwar noch bis mindestens bis zwei
Jahre nach der Geburt des Kindes. Dabei reduziert sich wohl die Gehirnmasse bei
schwangeren Frauen, was die Forscher auf einen Optimierungseffekt ähnlich wie
in der Pubertät zurückführen. Wir Schwangeren werden also nicht nur hormonell,
sondern auch kognitiv neu aufgestellt. Spannend! Ich finde es immer wieder
bemerkenswert, was die Natur, was unser Körper alles vollbringt.
Übrigens habe ich meine Beratung dann spontan doch noch
durchführen können. Zum Glück war das Gespräch gleich um die Ecke: Ich habe mich schnell vom Herzmädchen und
meiner Schwiegermutti (die glücklicherweise gerade da war) verabschiedet und
sauste los zu einem letzten erfolgreichen Beratungsgespräch.
Ging es euch in eurer Schwangerschaft auch so? Oder seid ihr
gerade schwanger und etwas unfokussiert? Lasst es mich wissen!
Eure Anne.
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