Donnerstag, 11. Mai 2017

Gastartikel: Der Schatz im Verborgenen (Peggy Scharl, Ernährungsberaterin)

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Fotografie: pixabay/ pexels










Heute habe ich erstmals einen Gastartikel für euch und ich freue mich sehr! Peggy Scharl ist Ernährungs- und Shiatsu-Expertin und arbeitet in Dresden mit Erwachsenen und Kindern in Einzelcoachings und gibt Kurse zum Beikoststart und zum Thema Breifrei sowie Shiatsu-Wohlfühlbehandlungen.

Ich habe Peggy bei einem Mompreneur-Treffen kennengelernt und war sofort von ihrer sympathischen und offenen Art begeistert und von ihrem Spruch: Essen ist Glück! Ich freue mich, dass wir nun zusammen arbeiten und sie heute hier bei mir einen Gastartikel veröffentlicht. Bald wollen wir auch gemeinsame Kurse geben, da sind wir noch in der Planung, Neuigkeiten zu Elternkursen erfahrt ihr hierDas ist übrigens kein bezahlter Artikel, sondern echte interessierte Kooperation ;)

Der Schatz im Verborgenen


Letztens fiel mir in einer Zeitschrift ein Artikel über gesunde Ernährung auf, der einen „neuen Ernährungstrend“ beschrieb. Dabei wird die Aufmerksamkeit auf eine fast vergessene Gabe gelenkt, die in jedem von uns in der Kindheit erblüht und dann oft mangels intensiver Zuwendung und Pflege dauerhaft verkümmerte: die Intuition.

Bei Google finde ich unter dem Begriff  „In·tu·i·ti·o̱n“ 1. unmittelbares, nicht auf reflektierendes Denken gegründetes Erkennen. 2. Eingebung, Ahnung.

Ich beschreibe Intuition als unser Gespür, das Bauchgefühl, es ist eine Verbindung zu unserem Innersten. Dieses Gefühl kann uns leiten und unser Handeln lenken, wenn wir es erkennen und annehmen. 

Toll! dachte ich. Das ist doch mal ein richtig guter Weg, um die tiefen Bedürfnisse, die mit Essen verbunden sind und die starken Gefühle, die eine leckere Mahlzeit auslösen kann, bewusst und erlebbar zu machen und das Essverhalten daran auszurichten.

Kinder essen intuitiv


Also beobachte ich meine Kinder, denn sie leben es mir jeden Tag vor: pures, intuitives Essen.

Meistens kommen Sie schnatternd und völlig aus der Puste von irgendwo her gerannt,  täuschen eine Intensivreinigung der Hände vor und hüpfen vergnügt zum Tisch. Dann wird es spannend, sie beäugen das Angebot auf dem Tisch und scannen in Lichtgeschwindigkeit die schmackhafteste Kombination (oder die mit dem geringsten Risiko, Neues oder Unbekanntes ausprobieren zu müssen). Je nach Ergebnis dieser Analyse folgt dann ein unzufriedenes Grummeln gefolgt von einem mit gespielter Resignation getragenem: „Da muss ich eben hungrig ins Bett gehen!“ oder mich blicken strahlende Augen an und ich bin dann die „superallerbeste Mami auf der ganzen Welt!“

Sie nehmen sich meistens Zeit, um sorgfältig abzuwägen und auszuwählen, was sie essen möchten und was nicht. Sie schauen nach Farben und Formen, fühlen, schmecken und tasten mit allen verfügbaren Sinnen und verlassen sich dabei ganz auf ihr Bauchgefühl. Der Auswahlprozess wird meist begleitet von verbalen Bewertungen, sie sprechen an und aus („… Oh, das sieht heute aber lecker aus!“) und entscheiden intuitiv, was sie probieren möchten.

Sie verlassen sich auf die ehrlichen Signale des Körpers und können sich, wenn wir sie lassen, ganz unverkrampft und selbstbestimmt versorgen. Wir als Eltern geben den Rahmen für eine Mahlzeit vor, indem wir den Ort bestimmen, die Zeit festlegen und eine ausgewogene und gesunde Auswahl anbieten.
Zählte das Mittagessen im Kindergarten heute nicht zu den Top 5 und ist dem entsprechend wenig im Bauch gelandet, dann fällt die Portion beim Abendessen eben etwas größer aus.

Aufnahme von Nährstoffen


Kinder wählen gefühlsbestimmt nach ihren individuellen und momentanen Bedürfnissen aus und regulieren damit auch ganz natürlich die Aufnahme von Nährstoffen. Und nicht zu vergessen, sie aktivieren meist selbständig ihre biologischen Schutzprogramme, die sie vor unliebsamen Erfahrungen bewahren können. So lehnte meine Tochter irgendwann Tomaten ab, die sie bis dahin sehr gern gegessen hatte. Heute wissen wir, dass sie zu dieser Zeit mit einem schmerzhaften Ausschlag am Mund darauf reagierte.

Kinder hören noch auf ihren Bauch, sie aktivieren ihre Intuition und verhalten sich entsprechend. Sie zeigen uns ganz deutlich, wenn sie Hunger verspüren, dass sie satt sind und was sie für eine gesunde Entwicklung brauchen.

Babys, die feste Nahrung essen, drehen den Kopf beiseite um zu zeigen, dass sie nicht mehr weiter essen möchten.

Wir brauchen den Flugzeuglöffel nicht zu starten und auch das „Ein-Löffel-für …“-Spiel nicht zu bemühen. Der Familientisch sollte kein Verhandlungsfeld sein, auf dem es um Belohnungen für aufgegessene Teller und Nachtischverbote geht.

Denn ich finde: Essen ist nicht Erziehung, sondern Beziehung.


Längst haben wir zur Kenntnis genommen, dass Kinder ihr Verhalten am Tisch als ein großes Übungsfeld für das Erlernen von Autonomie und Selbstbestimmung betrachten.

Tatsächlich halten unsere kleinen Lieblinge drei Joker in ihren kleinen, klebrigen Händchen: Schlafen, Ausscheiden, Essen. Die (über-) lebenswichtigen Fähigkeiten, die wohl auch das größte Potential für Missverständnisse und Konflikte in Eltern-Kind-Beziehungen beinhalten.

Doch was passiert, wenn wir die Entscheidung unserer Kinder akzeptieren?

Etwas ganz Großartiges! Denn wir vermitteln ihnen, dass sie ein gleichwertiges Wesen im Mikrokosmos Familie sind, dessen Handlungen einen Wert haben, den die gesamte Familie teilt. Daran wachsen Kinder in ihrer persönlichen Entwicklung, wir können den Stolz in den leuchtenden Augen sehen und bestärken den kleinen Menschen darin, eigene Entscheidungen zu treffen. Und plötzlich hat die gemeinsame Mahlzeit nicht mehr den Charakter einer Kampfzone, in der jeder seine Interessen durchsetzen möchte, sondern wird zu einem entspannten und fröhlichen Beisammensein.

Dabei möchten Eltern für ihre Kinder die bestmögliche Versorgung mit Nährstoffen und Kinder wollen essen, was ihnen schmeckt und gefällt. Führen wir diese Interessen zusammen, wird jeder mit seiner Intention anerkannt. Für unsere Kinder öffnen wir damit die Tür zu einer entspannten und gesunden Beziehung zum Essen. Und sie zeigen uns den Weg zu einem großen Schatz, der in der Tiefe des Erwachsenseins verborgen liegt: unserer Intuition.

Eure Peggy

Bei Fragen könnt Ihr euch gern an mich wenden! Ich stehe euch mit Beratungen oder individuellen Kursen zum Beikoststart oder Babyled-weaning zur Seite :)
Telefon: 0172- 35 35 885



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