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Ich bin mitten im praktischen Teil meiner Mediationsausbildung und so habe ich ganz liebe Unterstützung auf dem Blog: Yvonne, die mit mir zusammen Herzensban.de gegründet hat, hat einen persönlichen und wunderschönen Blogartikel über die Geburt ihres zweiten Kindes geschrieben. Yvonne ist nämlich erst vor kurzen wieder Mamas eines kleinen Wunders geworden und berät bei Herzensbande zu dem Thema Stoffwindeln.
Ein Geburtsbericht - Familiengeburt mithilfe von Hypnobirthing
Samstag,
41+2, und ich würde mich am liebsten verkriechen, weil sich nichts tut. Unsere
Hebamme kommt am späten Nachmittag zur Vorsorge, die Tränen kullern, doch sie
beruhigt mich. Es ist ja alles noch schick und auch ein paar Vorwehen kommen
wieder. Sie ruft im Krankenhaus an und vereinbart für Sonntagnachmittag bei ET+10
(ET=Entbindungstermin) einen Termin zur Kontrolle – nur für den Fall der Fälle,
dass es zu einer Einleitung kommt, damit sie mich da schon mal gesehen haben.
Sie scherzt mit der Hebamme am Telefon, dass sie den Termin gern auf den
Nachmittag legen würde, da sie ja Vormittag zu einer Geburt gerufen werden
möchte. Sie lässt Eisenkraut-Tee und Ut-Öl von der Bahnhofsapotheke da – zum Anschubsen
- meinte aber, ich solle mich am Abend nochmal entspannen – ein Bad
nehmen – ev. noch mit dem Öl warten.
Ich trinke eine Tasse Eisenkrauttee zum Abendbrot, gehe dann in
die Wanne – während dem Bad höre ich den großen Bruder „to be“ nach mir rufen –
weil er müde ist – ich bade trotzdem noch kurz weiter und Öle dann den Oberbauch
ein. Als ich ins Schlafzimmer komme ist er schon ohne stillen an den Papa
gekuschelt eingeschlafen – das erste Mal, obwohl ich zu Hause bin!
Ich kuschel mich also zu
den Männern ins Bett, lese noch kurz und schlafe gegen halb 10 ein.
23:30 Uhr wache ich von einem Ziehen auf. Ich döse weiter,
versuche zu schlafen. Das Ziehen kehrt immer wieder – Wehen? Ich stoppe die
Zeit: regelmäßig alle 10 min. Dann sind das wohl doch Wehen und das Baby macht
sich endlich auf den Weg :).
Ich kann sie mit der Wellenatmung nach Hypnobirthing gut
verarbeiten, bleibe im Bett und veratme die Wehen=Wellen beim Hypnobirthing
entspannt. Dabei stelle ich mir die Frühblüher, Krokusse, vor, die aus dem
Boden sprießen und aufblühen zwischen größer werdenden Flecken im Schnee. Zwischendurch
stehe ich immer wieder mal auf – trage in den Kalender ein, dass die Männer am
Montag in die Bibliothek gehen müssen um die Bücher zurück zu bringen und nehme
nochmal ein Heublumensitzbad mit meiner Forest-Piano Entspannungsmusik und
einer kleinen Kerze. Die Nähsachen wegräumen, die ich aus Frust und zur
Ablenkung wieder rausgeholt habe, weil sich nichts getan hatte - hab ich ja
noch Zeit, dachte ich.
Vielleicht kommt das Baby gegen Mittag oder Nachmittag denn
irgendwie muss ich ja die Zeit bis um 6 oder 7 durchhalten, dass wir meine Mama
anrufen können, damit sie sich um den Großen kümmert. Sie wird voraussichtlich
1,5h bis zu uns brauchen. Soweit die Gedanken und so vergeht die Zeit mit Wehen
im 10-Minuten-Abstand. Kurz nach 3 Uhr als ich zurück ins Bett komme, wälzt
sich der Große herum und ruft nach mir: „Mama stillen.“ Ich veratme kurz im
Bett eine Wehe im Vierfüßlerstand, dann lege ich mich zu ihm und stille ihn in
der 10minütigen Wehenpause. Die nächsten beiden Wehen/Wellen veratme ich,
glaube ich, noch im Bett, doch dann nimmt die Intensität zu und ich kann nicht
mehr liegen, stehe auf und laufe herum.
Ich versuche verschiedene Positionen. Stehend – kniend über dem
Ball, auf dem Klo. Ich versuche die Wehen zu stoppen – irgendwas um die 4 min. Die
Intensität nimmt immer weiter zu – zum Nähsachen wegräumen komme ich zwischen
den kurzen Abständen irgendwie nicht mehr, da ich mich auf die Wellenarbeit konzentrieren
muss. Ich verarbeite die meisten Wellen im Stehen, probiere den Peziball, aber
so richtig bequem ist nix. Als ich eine Wehe stehend am Wickeltisch veratme
probiere ich mit zu Tönen - oh das ist ganz angenehm und hilft. Mittlerweile
ist es um 4. Seitdem die Wehen/Wellen intensiver werden und ich stehe/laufe,
komme ich mit der tiefen Bauchatmung, der „Wellenatmung“, nicht mehr so gut
klar. Ich wecke den Mann, damit er aufräumen kann, da ich das ja grad nicht
mehr kann. Ich wecke ihn mit den Worten: „Der Große ist jetzt deine
Verantwortung!“ Er schaut mich erstaunt an – oh geht was los :)…
Um die Wehen besser stoppen zu können, lade ich mir eine App
runter – die erste finde ich nicht gut – also noch eine 2. Aber so richtig komm
ich nicht mehr dazu die Wehen zu stoppen. Sie kommen zu schnell hintereinander.
Der Mann werkelt im Wohnzimmer herum, bezieht das Sofa mit Folie.
Ich verarbeite die Wehen meist im Stehen. Bin im Bad, weil ich das Gefühl habe,
dass ich mal muss. Hier hätte ich mich wohl an unser Geburtsgespräch erinnern
sollen. Da haben uns die Hebammen ja gesagt, wenn du das Gefühl hast, dass du
„Groß“ musst, dann geh nicht aufs Klo, denn dann drückt das Baby da drauf und
bahnt sich seinen Weg.
Es macht „Plopp“. Ich drücke tatsächlich auf der App: Fruchtblase
geplatzt, 4:29 Uhr. Die nächste Wehe kommt und ich hab das Gefühl, dass ich
mitschieben muss… Waaahhhh. Höchste Zeit die Hebamme aus dem Bett zu klingeln.
Ich denke noch: „Sorry, bis um 10 Uhr – wie sie am Vortrag sagte – können wir
nicht mehr warten.“ Als wir sie dann aber am Telefon haben, erkläre ich – erst
noch ganz locker – dass die Fruchtblase geplatzt ist. Der Mann erzählt ihr was von
Wehen alle 4 min. Die nächste Wehe/Welle kommt und ich rufe nur noch, dass ich
die Wehen nicht mehr stoppen kann, da sie zu schnell kommen und nicht mehr nur
alle 4 min. Das hört sie aber gar nicht – sie hört mich nur ATMEN/Tönen und
sagt: „Alles klar, ich fahre sofort los.“ Später erzählte sie, dass ihr, als
sich mich gehört hat, schon fast klar war, dass sie es wohl nicht mehr
pünktlich schafft.
Nach dem Anruf denke ich, ich könnte ja mal die Wanne probieren.
Also los! Wasser einlassen, rein steigen. Die Wanne ist halb voll, das ist sehr
angenehm, ich knie in der Wanne, töne in den Wellen mit. Das Baby schiebt sich
weiter und macht sich Platz, sodass einiges in der Wanne herumschwimmt. Also
denke ich: „Wasser wieder raus und neues rein.“ Als das Wasser weniger wird und
die Hälfte wieder raus ist denke ich: „Nein – mit Wasser war das angenehmer –
ich will MEHR Wasser“ und lasse das Wasser wieder rein. Mit mehr Wasser ist
wieder viel angenehmer. Der Mann räumt wieder im Wohnzimmer herum. Ich höre den
Großen „Mama“ rufen. Ich rufe den Mann, dass er sich um ihn kümmert und höre
ihn dann zu ihm gehen und mit ihm reden. Sie kommen gemeinsam ins Bad und Papa
erklärt ihm: „Die Mama kann grad nicht, die kriegt grad ein Baby.“
Die nächste Wehe kommt und ich töne. Die beiden verlassen das
Bad. Das Wasser entspannt mich und ich erinnere mich an die Geburtsatmung und
probiere diese bei der nächsten Welle aus. Ich werde ganz ruhig und atme mit
der Geburtsatmung und merke, wie sich das Baby weiter runter schiebt. Ich kann
den Kopf fühlen. Krass. Das Baby ist fast da.
Nach der Wehe ist der Kopf wieder weg. Ok, vielleicht dauert es
also doch noch ein bisschen. Aber nur 2 oder 3 Wehen später, die ich weiter
ganz ruhig in der Wanne kniend mit der Geburtsatmung das Baby „runter atme“,
ist der Kopf geboren. Ich rufe den Mann: „Der Kopf ist da.“ Ich knie über dem
Wasser. Er kommt – die nächste Wehe auch und er fängt das Baby auf. „Es ist ein
Mädchen“. Es ist 4:54 Uhr.
Irgendwie hat der Mann tatsächlich zur Geburt noch auf die Uhr
geschaut. Ich setze mich in die Wanne und der Mann gibt mir die Kleine auf die
Brust. Sie fängt gleich an zu schreien und zu zittern. Es ist ja noch
verhältnismäßig wenig Wasser in der Wanne. Der Mann ruft den Großen, der sich
währenddessen unter die Decke gekuschelt hatte: „Das Baby ist da“, und reicht
mir ein Moltontuch um das Babymädchen einzuwickeln. Der frisch gebackene große
Bruder kommt ins Bad geguckt und schaut staunend. Der Mann holt mit ihm
zusammen die Kamera und macht mit dem Großen auf dem Arm die ersten Bilder. Es
klingelt. Die Hebamme kommt – nur 4 min nach der Geburt. Der Mann empfängt sie
an der Gegensprechanlage grinsend mit den Worten: „Zu spät“. Und das obwohl sie
super schnell war und nur 25 min gebraucht hat! Sie sagt sie hört das kleine
zitternde Baby schon bis unten schreien. Wir wohnen im 4. Stock...
Sie kümmert sich als erstes darum, dass das Babymädchen noch
wärmer mit einem Handtuch eingepackt wird und legt auch mir ein Handtuch um, da
ich zitter... besonders warm hatten wir das Bad in der kurzen Zeit ja nicht geheizt.
Sie lässt noch mehr Wasser in die Wanne und übergießt die Handtücher der Kleinen
mit warmem Wasser um sie zu wärmen.
Gegen halb 6 wird die
Plazenta geboren und das Babymädchen anschließend abgenabelt. Danach ziehen wir
ins Bett um und das Babymädchen stillt das erste Mal ins Handtuch eingekuschelt.
Unsere Hebamme kontrolliert währenddessen die Plazenta. Der große Bruder findet
das total spannend und will an den folgenden Tagen immer wieder die Fotos vom
Mutterkuchen sehen. Danach macht die Hebamme die U1 und zieht das Babymädchen
an. Wiegen verschieben wir auf den ersten Wochenbettbesuch am Abend, da sie die
Waage in der Schnelle vergessen hat. Aber sie schätzt sie fast auf 3500 g,
obwohl die vorherigen Schätzungen alle von einem etwas kleineren Baby um die
3000 g ausgingen. Nachdem sie mich noch auf Verletzungen untersucht, verabschiedet
sie sich gegen dreiviertel 8 bis zum ersten Wochenbettbesuch am Abend. Wir
kuscheln uns ins Familienbett und meine beiden Kinder stillen jeweils an einer
Brust.
So
ist unser kleines zufriedenes Babymädchen in unserer Familie angekommen. Es war
eine schöne Geburt. Eine Familiengeburt kann man ja sagen, wie ich es mir gewünscht
hatte und wie wir es nicht besser hätten planen können. Aber die Babys haben ja
meist genau das richtige Timing. Und auch wenn alle sagen, dass das ja
aufregend sein muss, fand ich es eher total natürlich. Ich bin so dankbar, dass
ich diese wunderschöne Hausgeburt erleben durfte und für die gute
Hebammenbetreuung in Schwangerschaft, rund um die Geburt und im Wochenbett.
Eure Yvonne
Eure Yvonne
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