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Kindergarten und Eingewöhnung - ein Thema das alle Eltern sehr beschäftigt,
sei es in Bezug auf Ablauf, individuelle Umsetzung (z.B. Stillen) oder auch die
Frage, ob außerfamiliäre Betreuung überhaupt sein muss.
Ich möchte euch in
diesem Artikel ein paar einfache und praktisch umzusetzende Tipps für die
Eingewöhnungszeit an die Hand geben.
Im Vorfeld unseres eigenen Starts in die Welt des
Kindergartens habe ich versucht Informationen zum Thema Eingewöhnung und
insbesondere zur kindgerechten Eingewöhnung zu lesen. Dabei bin ich über einige
wenige, aber gute Artikel gestoßen. Dieser Artikel vereint meine persönlichen Erfahrungen, mein Fachwissen und Gelesenes.
Zusammenfassend
empfinde ich folgende Fakten als besonders wichtig:
- das Kind muss sich nicht an den Kindergarten gewöhnen,
sondern muss eine Bindung zur/m Erzieher/in aufbauen
- dafür ist es wichtig, dass die Eltern eingewöhnt werden
- denn nur wenn die Eltern die Erzieher akzeptieren, ihnen
vertrauen und eine Bindung zu ihnen aufbauen, werden das auch die Kinder tun
- Eingewöhnung kann individuell und an den Bedürfnissen des
Kindes ablaufen
- Traurigkeit des Kindes ist ok, diese ist zu begleiten und die Beruhigung zeigt, ob das Kind sich bindet und vertraut
Angenommen du bist als Mama oder Papa mit der Wahl des
Kindergartens, mit deinem Bauchgefühl dazu, mit dem Vertrauen zu den
ErzieherInnen, deiner Entscheidung für außerfamiliäre Betreuung zufrieden und
du freust dich - neben der Traurigkeit darüber, dass diese innige einmalige
Zeit mit deinem Kind zu Ende geht -auf Arbeit, Durchatmen oder einfach mal in
Ruhe aufessen können, dann sind diese Tipps für dich gedacht. Wenn nicht, schau mal ganz unten.*
Tipp 1: Reden
Sowohl in der Phase vor dem Start des Kindergartens als auch
während der Eingewöhnung habe ich gemerkt, wie wichtig tägliches Reden ist. Die
Vorbereitung (also den Kindergarten besuchen, Feste mitfeiern, Erzieher kennen
lernen, vorbeispazieren) sowie jeden einzelnen Tag der
Eingewöhnung Abläufe sprachlich zu begleiten ist essenziell.
Für dein Kind ist Eingewöhnung wie für uns auf einem anderen
Planeten gelandet zu sein: wir wissen nichts und brauchen Hilfe, das ist zum
Einen spannend und zum Anderen sehr anstrengend – also bitte häppchenweise. Am
Morgen des ersten Tages erklären wohin es geht, wie der Ablauf sein wird, wer
und was dort alles ist und warum zum Beispiel das Kuscheltier oder
Ersatzwindeln mitgenommen werden.
Nach der Zeit im Kindergarten ist es wichtig im Tagesverlauf ein- bis zweimal
im Gespräch das Thema aufzugreifen, erneut zu erklären und auch darüber zu sprechen,
was am nächsten Tag passieren wird. Ich habe bemerkt, wenn ich das einmal weggelassen bzw.
vergessen habe, wie viel „schlechter“ oder eben unvorbereiteter der nächste Tag
für das Herzmädchen war. Jedes Gespräch und jede Erklärung hat ihr sichtlich
Halt und Orientierung in diesem neuen Abschnitt gegeben.
Tipp 2: Bücher
Passend zum Tipp 1, hier der Tipp, Bücher vorzulesen. Ich bin
leider erst nach einer Woche, also schon während der Eingewöhnung auf die Idee
gekommen, aber es ist so simpel. Wir lesen zu Hause sehr viel vor und gerade in
dem jungen Alter begeistern sich Kinder meist für Bücher und für das Vorlesen
durch die Eltern. Warum also nicht diese Möglichkeit nutzen?
Zwei Bücher haben uns sehr geholfen und besonders ab dem
Lesen des ersten Buchs habe ich einen richtigen Sprung bei dem Herzmädchen in
der Eingewöhnung bemerkt. Das Vorlesen half ihr zu verstehen sowie sich mit den Abläufen
im Kindergarten also auch der Eingewöhnung vertraut zu machen.
Das erste Buch was wir gelesen haben, war Endlich im Kindergarten von Nina
Dulleck und es zeigt Oles ersten Kindergartentag. Ole kommt mit seiner Mama und
Baby-Schwester im Kindergarten an, er lernt seine Erzieherin, die Räume
und auch schon einen ersten Freund kennen. Dann geht Mama kurz einkaufen, Ole spielt
und wird dann traurig. Aber seine Erzieherin ist ganz für ihn da und am Fenster
sehen sie Mama zurückkommen.
Ich finde es schön illustriert und sehr passend von den
Zeichnungen, der Sprache und der Länge. Besonders in der Eingewöhnungszeit
sollte ich es dem Herzmädchen teilweise bis zu 8mal hintereinander vorlesen.
Das zweite Buch, welches gut ankam, war: Der kleine weiße Fisch ist glücklich von
Guido van Genechten. Es ist keine explizite Kindergartensituation, aber es
zeigt wie der kleine Fisch von seiner Mama abgeholt wird und sich nach und nach
von seinen Freunden verabschiedet und dann mit Mama nach Hause schwimmt. Und
das war genau der Punkt, der für das Herzmädchen (und auch anderen kleinen
Kinder) von großer Bedeutung im Lernprozess war: zu Erkennen, dass Mama verlässlich wiederkommt. Die Einfachheit des Buches hat mich überzeugt, auch dieses Buch wurde hier unzählige Male vorgelesen.
Ich kann also nur empfehlen, ganz viel vorzulesen und zwar auch schon bevor die Eingewöhnung startet und anhand der Bücher zu erklären, was es bedeutet in den Kindergarten zu gehen.
Tipp 3: Kommunikation mit den Erziehern
Genauso wie mit dem Kind im Gespräch über die Eingewöhnung
zu bleiben, ist es wichtig, dass auch mit den Erziehern zu tun. Damit ist es zum
Einen möglich eine Einschätzung von deren Seite zu erfahren und persönliche Wünsche und Fragen einzubringen sowie im Prozess der
Eingewöhnung, also des Sich-Täglich-Sehens, herauszufinden, welche Prioritäten und Einstellungen die Erzieher haben, und abzugleichen, ob diese zur eigenen
Familie passen.
Wichtig ist in der gesamten Kommunikation wertschätzend zu
bleiben und ihnen zu danken, auch wenn mal nicht alles nach Plan lief. Jeder
möchte in seiner Arbeit gesehen werden, auch wir Erwachsenen, ein positives Feedback
schafft eine angenehme Atmosphäre und erzeugt zeitgleich eine Offenheit der anderen für die
unsere Anliegen als Eltern und gegenüber unserem Kind.
Besonders am Anfang (aber auch später) würde ich es vermeiden,
den Erziehern ihren Job zu erklären. Natürlich darf man Impulse einbringen oder
Fragen stellen oder die eigene Herangehensweise erklären, sollte das aber auf
Unverständnis oder unerwartete Haltungen stoßen, bringt es nichts, nun zu
versuchen die Erzieher mit Buchempfehlungen und ausgedruckten Artikel
umerziehen zu wollen.
Ich finde an dieser Stelle gibt es drei Möglichkeiten:
entweder sich aktiv einbringen, mit allen im Gespräch bleiben, Elternarbeit
machen, also in einen längeren Prozess gehen oder bereit dazu zu sein, beim
eigenen Kind ein paar Abstriche zu machen oder freundlich aber bestimmt zu
erkennen, dass dies für die eigene Familie/ für das eigene Kind nicht der
richtige Platz ist.
Warum ich das so denke? Weil es bewiesenermaßen so ist, dass
man mit Umerziehung und Belehrung bei anderen Menschen eine Gegenwehr auslöst
und der andere nur schwer bis gar nicht (einfach aus einem Schutzinstinkt
heraus) dazu in der Lage ist, sich für den neuen Input zu öffnen, unabhängig
davon, ob er ihn nun gut finden würde. Und letztlich bedeutet das in der
Praxis, dass man höchstwahrscheinlich bei den Erziehern bald unter dem Label „schwierige
Eltern“ läuft und kurze Zeit später unter „mit schwierigem Kind“. Vielleicht ist es
als Mama oder Papa unwichtig, ob die Erzieher einen für schwierig halten, aber
für das Kind sehe ich große Probleme darin. Nämlich das Problem so früh schon
stigmatisiert und beurteilt zu werden und damit in einen typischen Kreislauf (Zuschreibung
– Erfüllung der Zuschreibung) zu geraten.
Tipp 4: Geborgenheit schaffen
Dieser Punkt ist natürlich für die Eingewöhnung insgesamt
wichtig und gleichzeitig ein Ziel. Denn das Kind soll von der Geborgenheit des
Elternhauses und seiner Bindung dort, nun möglichst neue Bindungen aufbauen,
also seinen Lebenskreis erweitern und sich auch dort geborgen fühlen (alles
natürlich im Rahmen des Machbaren und ja, die Studien zum Stresspegel bei
Kindern in Kindergärten sind bekannt).
Eine wunderbare Möglichkeit Geborgenheit zu schaffen liegt
unabhängig von dem Körperkontakt in Form von Tragen und Trösten durch die
Erzieher im Benutzen eines Spiel-Tragetuchs.
Das Herzmädchen fand es immer
wunderbar ihren heißgeliebten Teddy oder auch andere Plüschtiere in einem
Spielzeugtragetuch vor den Bauch gebunden mit sich herumzutragen. Im Laufe der Zeit habe ich bemerkt, wie sehr es ihr den
Übergang von mir in die Kindergruppe erleichtert hat, wenn sie ihren Teddy eng
an ihren Körper gebunden mit sich trug. Ich vermute, dass es bei ihr das Gefühl
des Getragen-Seins ein Stück weit widerspiegelte und ihr so Sicherheit und Geborgenheit
gab. Außerdem war der Teddy bei allem dabei und so war sie nicht „allein“. An
Tagen, an denen der Abschied schwerer fiel, hat sie den Vorschlag den Teddy in
die Trage zu nehmen oft dankend angenommen und ging dann fröhlich los in den
Kindergartentag.
Tipp 5: Gleicher Ablauf
Routine ist sehr wichtig. Nicht nur generell lieben Kinder
gleiche Abläufe und Wiederholungen, nein besonders in Zeiten in denen sich viel
ändert oder in Bewegung ist, hilft es Ihnen sehr.
Daher habe ich in der
Eingewöhnungszeit sehr darauf geachtet unsere Morgenroutine recht penibel
gleich zu halten, es sei denn das Herzmädchen wollte es anders. Wir haben immer
den gleichen Weg mit dem Fahrrad genommen, sind immer in den gleichen Eingang zum
Kindergarten rein, wir haben uns immer erst den Essensplan angeschaut, dann Schuhe
ausgezogen, dann Karte abgeholt und nicht mal so und so.
Besonders im ersten Monat konnte ich gut beobachten, wie hilfreich ein fester Ablauf für das Herzmädchen war oder wie es ihr Gleichgewicht auch aus der Bahn bringen konnte.
Tipp 6: Entscheidungsfreiheit lassen
Die Entscheidung, ob das Kind einen Kindergarten besucht
oder nicht, liegt in der Regel bei uns Eltern, so war es auch bei uns.
Aus
diesem Grund war es mir wichtig, ihr unabhängig davon so viel
Entscheidungsfreiraum zurückzugeben wie möglich. Ich beobachtete sehr genau und
versuchte ihre Zeichen wahrzunehmen oder mit ihr zu reden, wozu sie bereit war.
Ich besprach einen individuellen Zeitplan mit den Erzieherinnen und ließ das
Herzmädchen entscheiden.
Ein wichtiger Punkt bei ihr war der Mittagsschlaf. Schlaf
war ihr sehr wichtig, nämlich insofern ihn von Mama und Stillen begleitet zu
machen. Sie hatte damals noch nie bei jemand anderem liegend in den Schlaf gefunden
oder woanders als zu Hause geschlafen. Daher überließ ich ihr die Entscheidung,
ob und wann sie mitschlafen wolle. Nach zwei Monaten sagte sie klar und
deutlich, dass sie am nächsten Tag mitschlafen wolle und das tat sie auch: sie
schlief, sie schlief schnell ein und wachte fröhlich wieder auf.
Sie war bereit dazu.
Bei welcher Entscheidung auch immer es euch möglich ist, aber jede Entscheidung, die
ein Kind in seinem Tempo und aus sich heraus treffen kann, ist eine gelungene
Entwicklung und stärkt sein Selbstbewusstsein.
Tipp 7: Loslassen
Loslassen lernen. Das schreibt sich leicht, ist aber super
schwer. Ich denke jeder Mutter, die hier liest, wird mir zustimmen. Es ist
schwer, schwerer, am schwersten, dieses kleine Wesen vertrauensvoll an andere für eine
gewisse Zeit abzugeben. Doch es ist schaffbar, Schritt für Schritt.
Mir hat geholfen, die Eingewöhnungszeit aufzuschreiben, all
meine Gedanken und auch die Zweifel, die Schuldgefühle und die Gedanken eine
schlechte Mutter zu sein. Aber ich habe auch gesehen, welche Entwicklung meine Tochter genommen hat und dass unser geknüpftes Band, unsere Bindung auch nach 3 Stunden noch erhalten und eng war,
dass es unserer Beziehung keinen Abbruch getan hatte. Mir half auch im Gebet
ruhig zu werden und mit anderen zu reden und Rückhalt zu finden und es half mir
eben auch, mal wieder für mich zu sein, zu arbeiten und mein Essen ganz für
mich allein aufzuessen.
Was hat deinem Kind in der Eingewöhnung geholfen? Worüber
machst du dir in Bezug auf die Eingewöhnung Gedanken? Schreib hier, ich freue
mich oder schreibe mich persönlich (kontakt@herzensban.de/ 0176-63702877) an.
Und wer mehr zur Kommunikation mit Kindern lernen möchte, kann sich für meinen kostenfreien Workshop „Kindgerecht Kommunizieren mit der Gewaltfreien Kommunikation“ am 1.9.21 teilnehmen. Klicke hier und melde dich an!
Deine Anne
PS1: Wenn euch der Artikel gefallen hat, dann freue ich mich
über eine Like oder Teilen.
PS2: Einige haben sicherlich meinen Artikel zu unserem Kindergartenabbruch gelesen. Seit damals konnten wir das Herzmädchen 4 wunderbare Jahre in einen wundervollen Kindergarten geben und mittlerweile auch verabschieden. Und wir haben mit unseren Zwillingsjungs zwei weitere tolle Eingewöhnungen erlebt. Eine negative Erfahrung muss nicht unseren Weg bestimmen.
* Wer jetzt nicht Nicken kann oder sich wiederfindet, dem empfehle ich mich anzuschreiben, oder selbst zu ergründen,
welche eigentlichen Wünsche du für deine Familie hast – ich helfe dir gern dabei!
sdasfdv
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