Fotografie: pexels |
In den letzten Wochen hatten wir hier eine kleine Schlafverweigerin
zu Hause. Immer hieß es: „Ich will munter bleiben“ „Nicht ins Bett gehen“ und
während sie das sagte, fielen ihr eigentlich schon die Augen zu. Auch beim
Thema Auf-Toilette-gehen war es ähnlich: „Nein, nicht pullern“ „Nicht auf´s
Töpfchen“ Einmal war sie abends auf Toilette und dann erst wieder am nächsten
Nachmittag! Ihr schien es sehr wichtig, „ganz alleine“ darüber bestimmen zu
können, wann sie schlafen und auf´s Töpfchen gehen wollte und gleichzeitig auch
die körperlichen Grenzen dieser Körperfunktionen kennen zu lernen.
Wie reagiert man nun als Eltern? Sollten wir ständig
nachfragen? Sollten wir Vorgaben machen, Druck ausüben, die elterliche Macht
nutzen? Oder sollten wir ihr die Freiheit geben? Diese Fragen kamen wirklich
bei uns auf und tauchen auch bei jeder neuen Situation erneut auf.
Das mit dem Nicht-Schlafen-Wollen trat kurz nach dem Ende des Kindergartens auf und daher waren wir etwas verunsichert, wie sich
das Ganze nun entwickelt. Nachdem wir ein paar schlechte erzieherische Anläufe
genommen hatten, entschieden wir uns wieder einmal ganz bewusst gegen Zwang und
Gewalt. Ich finde es wichtig, als Eltern darüber im Gespräch zu bleiben und
immer wieder neu zu wählen und den eigenen Weg zu bestätigen. Auch hier haben
wir wieder gemerkt, dass dieser Weg für uns richtig ist. Denn immer wenn wir
ansatzweise versuchten Zwang auszuüben, konnten wir die Gegenwehr (also dass
unser Bestreben alles noch viel mehr ins Extreme rutschen ließ und auch zu
einer Verschlechterung unserer Beziehung zu ihr und somit ihr Vertrauen ins uns
zerstörte) sofort beobachten.
Trotzdem haben wir nach kurzer Zeit unsere innere Ruhe, die
Gewissheit und das Vertrauen zu unserem Herzmädchen zurückgewinnen können. Keine
leichte Übung, so viel Vertrauen zu haben, ihr die Zeit zu geben, die sie
gerade braucht, um bestimmte Sachen für sich zu erkennen (z.B.: das Schlaf auch
gut tut). Die bisherige Erfahrung als Eltern hat uns gezeigt, dass vieles eine
Phase ist, dass das Herzmädchen Dinge ausprobiert, bekannte Strukturen durchbricht,
um neue Erfahrungen zu machen. Dann aber meist von selbst in diese Strukturen
zurückkehrt oder sich neue für alle gut vereinbare bilden.
Mittlerweile (nach ca. 2-3 Wochen) geht sie wieder sehr gern
ins Bett oder sagt wie vorher, dass sie müde ist und gerne schlafen möchte.
Diese Freiheit, dass sie uns das so mitteilen kann, habe ich sehr geschätzt und
bin froh, dass wir diese nun wieder haben.
Nach diesen Wochen
sprach ich mit einer Freundin darüber und sie fragte mich, ob die Phase
wirklich einfach vorbei gegangen sei oder ob wir irgendetwas getan haben. Ja,
sie war einfach vorübergegangen, wie schon viele andere Phasen oder besonderen
Bedürfnisse, die sie zeitweilig hatte (wie beruhigend für uns und auch alle
anderen Eltern: es ist alles eine Phase).
Und ja, wir hatten etwas getan: Nichts was vielleicht in gängigen
Erziehungsratgebern bei solchen Fällen stehen würde, aber was für uns absolut
sinnvoll ist. Wir hatten ihr vertraut.
Im Rückblick wurde mir bewusst, wie dieses Vertrauen
gewachsen war. Seit sie auf der Welt ist haben wir ihr vertraut, hingehört und
ihre Bedürfnisse wahrgenommen und erfüllt. Daraus ist eine wunderschöne
Beziehung entstanden, welche sich wiederum an ihrem bedingungslosen Vertrauen
uns gegenüber zeigt. Zum Beispiel lässt sie sich gern ohne uns vorzuwarnen,
wenn sie erhöht steht, in unsere Arme fallen (ohne dass wir diese aufhalten
würden in den Moment). Sie weiß einfach, dass sie immer offen sind und wir sie
immer auffangen würden. Natürlich kann es physikalisch mal daneben gehen, aber
was es mir deutlich zeigt ist, dass unsere Beziehung gegenseitig aus
bedingungsloser Liebe und Vertrauen besteht. Das macht uns alle hier sehr
glücklich und daher merken wir auch sehr schnell, wenn wir mal daneben schießen,
was das für eine Konsequenz auf unsere Beziehungsqualität hat (Ablehnung,
Aggression, Flucht in extreme Verhaltensweisen) und kehren somit immer wieder
schnell der Erziehung im herkömmlichen Sinn den Rücken.
Wenn eure Kinder also nicht schlafen, auf´s Töpfchen gehen,
Essen oder Händewaschen (bei uns nun gerade das nächste ungeliebte Thema ;) )
oder anderes nicht wollen. Gebt ihnen Zeit, bietet Alternative an und vertraut ihnen.
Sie wissen ganz genau, warum das gerade so wichtig für ihre Entwicklung ist.
Wie geht ihr mit euren kleinen Verweigerern um?
Eure Anne.
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