Fotografie: Negative Space/ pexels |
Liebe Jenniffer,
ich freue
mich sehr, dass du den Auftakt zu meinem Herzensbande-ADVENTskalender machst.
Ich bin gespannt dich als eine von vier Bloggerinnen jeden Adventssonntag zu
interviewen und einen Einblick in eure Weihnachtszeit zu bekommen. Ich habe
dich als familienorientierte Bloggerin und vor allem als Selbstbetreuung-liebende Mama kennen gelernt und danke dir schon jetzt von Herzen für deine
Antworten.
Heute haben
wir den 1. Advent und damit startet jetzt endgültig die Weihnachtszeit und auch
die Weihnachtsvorbereitungen. Was ist für dich das Schönste an der
Weihnachtszeit?
Liebe Anne,
herzlichen Dank für Dein Interesse an unserem Leben. Ich freue mich, Dir Deine
Fragen zu beantworten. :)
Darf ich
für diese Antwort ein wenig ausholen? Ehrlicherweise muss ich sagen, dass mir
Weihnachten in den letzten Jahrzehnten nicht sehr viel bedeutet hat. Rituale
gab es keine mehr, Weihnachtsbäume oder Weihnachtsdekoration ebenfalls nicht.
Geduld zum Backen hatte ich für maximal eine Plätzchensorte. Aber auch nur,
weil ich sie so gerne esse. ;-)
Mit der
Geburt unseres Sohnes 2014 hat sich viel für mich und bei mir verändert. Um nur
einige Beispiele zu nennen: Ich stellte meine Ernährung um (in zuckerfrei und
vegan), verbrachte viel mehr Zeit draußen an der frischen Luft, und der
Fernseher mutierte zu einem schwarzen Kasten in der Ecke des Wohnzimmers.
Und ich
merke nun: Je älter unser Emil wird, desto mehr spielt für mich auch Weihnachten
wieder eine größere Rolle. Ich bin christlich erzogen worden (war auch
Messdienerin) und meine Eltern leben den Glauben sehr stark mit
allsonntäglichen Kirchenbesuchen, Ehrenämtern etc.
Nun genieße
ich es auch wieder, mit unserem Sohn gemeinsam die Weihnachtskisten aus dem
Keller zu holen und zu schauen, was wir alles haben, und wo wir es aufhängen
können. Das Schönste für mich ist zu sehen, wieviel Freude Emil am Zauber der
Weihnachtszeit hat.
Und was
ist das Schönste für deinen Sohn?
Wie seine
Augen leuchten, wenn er einen Christbaum mit seinen hellen Lichtern und den
bunten Kugeln sieht, wie viel Freude er daran hat mit mir Teig für Plätzchen zu
mischen, zu kneten und auszustechen. Die Dekoration auszupacken und die
Lichterkette am Baum an- und auszuschalten. Dieses Strahlen. Jede Mutter kennt
es. Und liebt es.
Was
gibt es an Heilig Abend bei euch zu essen? Deftiger Braten oder Kartoffelsalat
mit Würstchen?
Da
inzwischen auch meine eigene Mutter vegan lebt, gibt es bei uns weder das eine
noch das andere. Früher war es Kartoffelsalat mit Würstchen. Dafür an den
Weihnachtsfeiertagen dann die Gans - für mich allerdings schon lange nur noch
Beilagen. ;-) Was es dieses Jahr gibt? Ich lass mich überraschen. Wir sind bei
meinen Eltern eingeladen, was mich, derzeit hochschwanger, entlastet.
Nach
den Feiertagen steht bald das nächste Fest an: Silvester. Wie feierst du am
liebsten – im kleinen oder großen Kreis?
Silvester
war für mich schon immer ein Fest, dem ich keine Bedeutung beimesse. Da ich
noch nie zu den Partymäusen gehörte, und grundsätzlich eine Lerche und keine
Eule bin, empfand ich es immer als Qual, so lange aufbleiben zu müssen. Schon
mit 15 war ich abends um 19 Uhr lieber im Bett mit einem guten Buch als on Tour
zur nächsten Party.
Daran hat
sich bis heute nicht viel verändert. Wenn überhaupt feiern wir im kleinen
Kreis. Dieses Jahr aufgrund der Schwangerschaft wird es wohl komplett
ausfallen, bzw. werde ich wahrscheinlich früh ins Bett gehen (Gott sei Dank,
ein Alibi ;-) ) und nur um Mitternacht mal aufstehen, um aus dem Fenster ein
paar bunte Lichter zu erhaschen. Die Farben finde ich schön, die Lautstärke
weniger, weswegen die Fenster geschlossen bleiben. Ein weiterer Punkt, weswegen
ich Silvester nicht brauche. Wie meine Oma immer sagte: „Das neue Jahr beginnt
auch wenn ich schlafe.“
Hast du
schon neue Vorsätze für das neue Jahr und wenn ja, welche?
Ich bin
kein Freund von guten Vorsätzen. Bzw. bin ich der Typ Mensch, der nicht wartet,
bis ein neues Jahr beginnt, wenn ich Veränderungen möchte. Ich sage immer, wenn
es Klick macht, dann fängt man sofort an und nicht erst, wenn die Bikinisaison
naht. ;-)
Unser Jahr
wird sehr wahrscheinlich mit dem wundervollen Ereignis der Geburt unseres
zweiten Sohnes beginnen. Darauf liegt mein Fokus. Dann schauen wir einfach mal,
was sich so ergibt in dem Jahr, denke ich. Ohne die neue Seele zu kennen und
einschätzen zu können, was sie von uns erwartet, ist es schwer, zu planen.
Sollte man nicht. Will ich nicht. Dem Flow des Lebens folgen und sich freuen
über alles, was sich verändern will. Laufen lassen und offen sein.
Ich kann
allerdings sagen, dass ich ein großer Freund von Veränderungen bin. Mein Leben
ist voll von Veränderungen in allen Bereichen – privat wie beruflich – und ich
scheue auch große Veränderungen keineswegs. Wie meine Freundin immer sagt: Wer
Dich kennt, braucht sich keine Soap im Fernsehen mehr ansehen. :-D
Welches
Projekt oder auch Thema/Themenkomplex würdest du 2018 gern angehen oder noch
intensiver bearbeiten?
Mein großes Thema auf dem Blog ist die frühkindliche Bindung. Ich schreibe vor
allem über die Wichtigkeit der ersten Lebensjahre. Darüber, welch große Rolle
wir Mütter in dieser Zeit spielen. Dass ein Kind zu seiner Mama gehört, weil
diese schon durch die Schwangerschaft einen Vertrauens-Vorschuss beim Kind hat.
Das lebe ich mit Leib und Seele und das ist es auch, wofür ich mich einsetze.
Abhängig von unserem zweiten Sohn (siehe oben)
möchte ich mich noch mehr im Verband
Familienarbeit e.V.
engagieren, für den ich dieses Jahr als Beisitzerin in den Vorstand gewählt
wurde. Außerdem werde ich als Referentin zu „meinem Thema“ auf dem „In
Liebe wachsen-Festival“ im Juli
2018 in Chemnitz sprechen (Nicht wundern: Website noch im Aufbau).
Wenn
ich auf dein Jahr 2017, welches ich im Blog etwas verfolgen durfte, zurückschaue
dann fallen mir zwei große Ereignisse ein: dein Bedürfnisorientiert-Aufwachsen-Kongress und deine zweite Schwangerschaft. Wie
hast du diese beiden Höhepunkte erlebt und was ist dir noch von 2017
eindrücklich im Kopf geblieben?
Ja, das
waren in der Tat die größten Ereignisse dieses Jahres. Der Kongress im März
hat Sarah und mich im Vorfeld viel Zeit und Kraft gekostet, aber die Arbeit hat
sich definitiv gelohnt. Wir wurden belohnt durch geballtes Wissen der
großartigen Experten zu den verschiedensten Themen rund um das große Überthema Bedürfnisorientierung. Belohnt aber auch und vor allem durch die vielen
positiven Rückmeldungen der weit über 2000 Zuschauer.
Im April
wurde ich schwanger und diese Schwangerschaft setzte mich leider erstmal
ziemlich außer Gefecht. Es würde den Rahmen sprengen, Details zu nennen, doch
kann man sagen, es hat unser gewohntes Leben und unseren Rhythmus völlig
durcheinander geworfen. Mein Blog, der in dieser Zeit zu kurz kam, oder, und
vor allem, meine Familie. Es war eine große Herausforderung für uns alle, die
leider auch bis weit in den sechsten Schwangerschaftsmonat anhielt.
Zwei
kurze Blicke in die Vergangenheit, die dich bis heute prägen:
Mit 16 ein
Jahr alleine in den USA und eine schwere Krankheit 2003.
Was war
dein erster Berührungspunkt mit Attachment Parenting?
Ich denke,
da muss ich weit in meine eigene Kindheit reisen. Ich war ein Schreibaby, so
die Erzählungen. Meine Mutter war irgendwann so erschöpft, dass sie mich einen
halben Tag brüllen ließ. Das habe ich nie hinterfragt, jedoch heute, da ich auch
Mutter bin, verstehe ich mich selbst viel besser. Warum ich der Mensch wurde,
der ich heute bin. Und welche Zusammenhänge es gibt. Wenn mein Sohn schrie bin
ich gerannt wie ein Gepard, so schnell konnte mein Mann gar nicht gucken. ;-)
Ich denke, da kam meine eigene verletzte kleine Seele zum Vorschein. Durch
meinen Sohn konnte ich so viel heilen und aufarbeiten. Wahrlich ein Geschenk.
Die Frage,
ob wir AP leben oder nicht, stellte sich für mich gar nicht. Es ergab sich von
selbst. Erst später erfuhr ich, dass das, was ich da tue, einen Namen hat.
Was
hast du als „Wichtigstes“ von deinen Eltern bis heute mit ins Erwachsenenleben
mitgenommen?
Meine
Eltern haben natürlich nicht nur Fehler gemacht. ;-) Wobei wir alle nicht frei
von Fehlern sind. Wir sind eben auch nur Menschen, die ihre eigenen Päckchen mit
sich herumtragen und ihre Bedürfnisse ebenfalls leben möchten. Der eine mehr,
der andere weniger. Aus eigener schmerzhafter Erfahrung kann ich jedoch dazu
sagen, dass ich es wichtig finde auf die Bedürfnisse des Babys / Kleinkindes
einzugehen und die eigenen Bedürfnisse, je kleiner das Kind ist, hinten
anzustellen. Bzw. sich Hilfe zu holen wenn man merkt, ich schaffe es nicht
mehr.
Von meinen
Eltern habe ich Werte vermittelt bekommen, die mir heute noch sehr wichtig
sind. Wie Zuverlässigkeit oder den Glauben an „etwas Höheres“, das mich
begleitet und beschützt.
Zum
Abschluss noch eine praktische Frage: Was ist deine schlagfertigste Antwort auf
„Ein Kind gehört in den Kindergarten“?
Das ist
ziemlich pauschal gesprochen und lässt keinen Platz für Individualität. Was ist
es, was „wir“ so wichtig empfinden, was unsere Kinder (vermeintlich) nur im
Kindergarten bekommen? Bildung und soziale Kontakte. So zumindest die
Indoktrination von außen. Leider wird uns dies auch schon im Krippenalter
suggeriert.
Mein Sohn
entgegnete die Tage auf die an ihn gerichtete (übrigens immer wiederkehrende)
Frage, ob er schon in den Kindergarten gehe: „Nein. Ich möchte das einfach
nicht“. Das ist für mich Grund genug auch weiterhin einen anderen Weg zu gehen
als das die Masse tut. Wir werden andere Wege finden, die Bereiche Bildung und
Kontakte abzudecken. Ich finde vor allem wichtig, auf die Bedürfnisse unseres
Sohnes zu hören, diese zu achten und nach all meinen Möglichkeiten Lösungen zu
finden, die uns alle glücklich machen.
Apropos
Bildung. Gerade heute habe ich gelesen: „Bildung ist das, was sich bildet –
nicht was andere sich einbilden, in dir bilden zu können.“
Jenniffer, ich
danke dir für deine Zeit und die interessanten Antworten und wünsche dir
wunderschöne, besinnliche Weihnachten mit deiner Familie!
Alles
Liebe, Anne.
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